Liebe Leser,

GASTRO das Fachmagazin 10/15 vom 7. bis 12. September startete die Wirtschaftskammer Wien die Aktion „Wir testen rauchfrei“, ein Probelauf für das 2018 in Kraft tretende generelle Rauchverbot. Man wolle in dieser rauchfreien Zeit herausfinden, welche Herausforderungen auf die Gastronomen, Anrainer und Gäste zukommen, erläuterte Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien. Proteste („Unsere Gäste sind keine Versuchskaninchen“) kamen von einigen Wiener Gastronomen und eigentlich erklärten Gegnern des generellen Rauchverbots. Für mich unverständlich, immerhin sollte der Versuch ja zeigen, dass eben dieses massive Nachteile für die Gastronomie bringen kann. Jetzt sind die Ergebnisse der Testphase ausgewertet. Eines gleich vorweg: Das Rauchverbot hat nahezu keinem Gast gefallen! An der Aktion nahmen rund 250 Betriebe teil. Beeindruckend, denn wie ich an dieser Stelle bereits in unserer Mai-Ausgabe berichtete, zieht ein komplettes Rauchverbot auch immer Einnahmeneinbußen und Anrainerprobleme (Anzeigen!) nach sich.

Das habe die Aktion auch rück blickend gezeigt, bestätigt Dobcak. Die Reaktionen der Gäste auf das temporäre Rauchverbot waren unterschiedlich. Laut Dobcak hätten sich einige dem Rauchverbot gebeugt, andere wiederum hätten die Reservierung storniert und ein Raucherlokal gewählt. Aufgrund der „mangelnden Gemütlichkeit“ habe sich über das Rauchverbot „so gut wie kein Gast“ gefreut. Diese Erfahrungen bestätigte jüngst auch Bettina Gross vom Wiener Café Bierbeisl Einstein, das nach zwei Jahren als Nichtraucherlokal wieder seinen Raucherbereich eröffnete. Ein „dramatischer Umsatzrückgang“ soll dafür verantwortlich gewesen sein: „Zwei Jahre haben wir auf die Trendumkehr gewartet. Nur leider kam sie nicht“, klagt die Gastronomin. Insgesamt investierte das Einstein im Jahr 2011 ca. 70.000 Euro, um der gesetzlichen Forderung nach getrennten Raucher- und Nichtraucherbereichen Folge zu leisten.

Wenig später sorgte eine (der unzähligen das Raucherthema betreffende) Gesetzesänderung für Auflagen, die das Lokal nicht erfüllen konnte und es zu einem Nichtraucherlokal machten. Bis 2018 ist noch Zeit, die ersehnte Lösung für die Gastronomie zu finden. Das kann bspw. eine Neuregelung für Rauchen im Freien sein, denn wenn die Möglichkeit im Lokal fehlt, ist es nahezu immer der Wunsch der Gäste, auch ihre Getränke mit hinaus zu nehmen. Das ist außerhalb der Schanigartensaison derzeit aber verboten. Womit wir auch gleich zu einem weiteren Ansatzpunkt und dessen erforderlicher Liberalisierung kommen. Schließlich könnte man im Gastgarten den rauchenden Gästen auch außerhalb der Saison ein ansprechendes Ambiente bieten. Warum die Regierung nicht akzeptieren will, dass der radikale Weg ein Schuss nach hinten sein wird, zumal es gegenwärtig – und auch das habe ich schon oft erwähnt – ein funktionierendes System gibt, ist mir ein Rätsel.

Ihr Karl Schilling Chefredakteur

Schließlich machen wir das bessere Fachmagazin. Punkt.GASTRO das bessere Fachmagazin.

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