Welche Zusatzgebühr ist gerechtfertigt?

So lange ist es noch nicht her, da war Jahr für Jahr der verlässliche Sommer- Aufreger in der Gastronomie die Frage nach dem kostenlosen Leitungswasser. Inzwischen haben sich an dieser Front die Wogen größtenteils geglättet, die meisten Wirte haben ihre Linie je nach Gästestruktur gefunden. Doch im Zuge der Teuerung, wenn der Euro bei vielen Kunden nicht mehr so locker sitzt wie früher, hört man jüngst von immer mehr kreativen Zusatzgebühren, mit denen manche Wirte auf ihre Kosten kommen wollen: Da wird ein leerer Teller oder auch nur eine zweite Gabel verrechnet, wenn sich Gäste ein Gericht teilen wollen, ein Lokal verrechnet die Alufolie, wenn sich jemand das nicht aufgegessene Schnitzel mitnehmen möchte und ein Kellner hat in einem gut frequentierten Lokal für die Zuteilung eines nicht reservierten Tisches angeblich schon vorab sein Trinkgeld verlangt. Und nächstens dann eine Gebühr für Salz, Pfeffer oder Zahnstocher?

Jetzt ist es zwar fraglos so, dass die Preisgestaltung angesichts von steigenden Preisen und Zurückhaltung bei den Gästen für viele Gastronomen eine Gratwanderung ist, aber wie früher bei der Wasser- Diskussion sollte man sich schon auch überlegen, ob der solcherart angerichtete Imageschaden nicht deutlich schwerer wiegt als die paar Euro, die man durch Zusatzgebühren auf Besteck, Alufolie & Co. hereinholen kann. Wie viel Ärger kann ein sich abgezockt fühlender Gast in diversen sozialen Medien und Bewertungsplattformen machen? Und das gerade in Zeiten, in denen der Gastronomie in der Öffentlichkeit ohnehin ständig der Schwarze Peter für die hohe Inflation in Österreich umgehängt wird. Vielleicht sollte man nicht vergessen, dass die Gastronomie auch von Gastlichkeit kommt. Aktuell sieht es so aus, als könnte sich Österreich über eine Rekordsaison im Sommertourismus freuen, aber ein Blick nach Kroatien genügt derzeit, um zu sehen, wie leichtfertig man sich ein gutes Image ruinieren kann, wenn das Preis-/Leistungsverhältnis nicht mehr stimmt.

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern viel Spaß beim Lesen der vorliegenden GASTRO-Ausgabe und einen erfolgreichen Spätsommer.

Ihr Kurt Heinz